Bewerbungsgespräche erfolgreich führen – was der Bewerber im Handwerk beachten muss (2/2)

Bewerbungsgespräche erfolgreich führen – was der Bewerber im Handwerk beachten muss (2/2)

Teil 2/2

Nach dem ersten Teil, der sich auf die Arbeitgeberseite fokussierte, werden wir uns hier mit den Ansprüchen an BewerberInnen bei Bewerbungsgesprächen beschäftigen. Ein Thema, welches zu den wichtigsten überhaupt im Handwerk gehört, da die Bewerbung auf eine Stelle jeden Handwerker mindestens einmal im Leben erwartet.

 

Nachdem die Bewerbung erfolgreich war und das Interesse des Betriebs wecken konnte, geht es in die nächste Runde, die KandidatInnen werden zum vertiefenden Bewerbungsgespräch geladen, das den Kreis der BewerberInnen reduzieren und die Auswahl der geeigneten Person für die Stelle präzisieren soll. Dies kommt genauso auf BerufseinsteigerInnen, die sich auf einen Ausbildungsplatz im Handwerk bewerben, als auch auf HandwerkerInnen, die eine Luftveränderung brauchen, oder auf der Suche nach einer neuen Anstellung sind, zu. 

Hier gibt es für die KandidatInnen einige Dinge zu beachten.

Seien Sie pünktlich! Planen Sie genügend Zeit auf dem Weg zum Gespräch ein. Am besten sind Sie knapp 10 Minuten vor dem Termin dort. Kommen Sie allerdings auch nicht zu früh, zur Not schnappen Sie noch etwas frische Luft und gehen dabei Ihre Präsentation im Kopf durch. Außerdem sollten Sie immer eine Mappe mit den eingereichten Bewerbungsunterlagen mitnehmen, am besten legen Sie auch die Stellenausschreibung mit bei. Dies zeigt Organisationstalent und Verlässlichkeit.

Wie wir bereits im ersten Teil dieser Serie erwähnten, werden aktuell aufgrund von COVID-19 viele Bewerbungsgespräche online geführt. Auch hier gibt es Einiges zu beachten.

Sollte dies der Fall sein, sichern Sie sich rechtzeitig ab, so dass alle mögliche Störfaktoren minimalisiert wurden: füttern Sie die Haustiere, räumen Sie den Hintergrund auf, drehen Sie Lärmquellen runter und checken Sie die Technik. Des Weiteren sollten Sie die Bewerbungsunterlagen bereitlegen, um diese jeder Zeit griffbereit zu haben. 

In jedem Fall sollte man als BewerberIn gut vorbereitet sein! Hierzu gehört es, intensiv über den einstellenden Betrieb informiert zu sein: welches ist das Fachgebiet, was sind die Besonderheiten, in welchem Gebiet werden Dienste angeboten, wurden kürzlich größere Aufträge akquiriert, wer sind die InhaberInnen, welche Wettbewerber gibt es, welche Erfahrungen haben Sie persönlich mit dem Betrieb gemacht?

Präsentieren Sie in diesem Zusammenhang Eigenschaften, welche dem Betrieb helfen bzw. voranbringen können. Haben sie eventuell eine Spezialisierung auf dem Fachgebiet oder Erfahrung, die bei der ausgeschriebenen Stelle dringend gebraucht wird. Stellen Sie ihre Stärken heraus, zeigen Sie Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und lassen Sie sich auf ehrliche Weise geeignet für den Betrieb erscheinen. Im besten Fall lassen Sie die zuständigen Personen mit dem Gefühl zurück, dass ihnen eine großartige Möglichkeit der betrieblichen Optimierung entgeht und die Konkurrenz gestärkt wird, sollten Sie nicht eingestellt werden. Fachkräfte werden händeringend gesucht. Seien Sie sich in jedem Fall darüber im Klaren. Sie bieten Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten an und bitten nicht um eine Anstellung. Etwas Nervosität kann übrigens auch förderlich sein, das ausgeschüttete Adrenalin erhöht die Wachsamkeit und macht Sie reaktionsschneller.

Ihre Präsentation sollte präzise geführt werden. Stellen Sie sich mit wenigen Worten vor, geben Sie konkrete Beispiele und beschreiben Sie bereits im Beruf erlebte Situationen, in denen Sie Lösungen erarbeitet haben. Lassen Sie den/die GesprächspartnerIn den Fluss der Unterhaltung führen, seien Sie jedoch immer bereit, sofort zu antworten oder Gegenfragen zu stellen. Aufmerksamkeit ist ungemein wichtig und erhöht das Interesse auf der anderen Seite.

Bereiten Sie sich genauso auf Fragen nach Ihren Schwächen vor. Seien Sie ehrlich aber übertreiben Sie die Aufzählung nicht, einige wenige allgemeine Dinge reichen aus. Bei speziellem Interesse wird man Sie direkt danach fragen. Phrasen wie „ich bin zu streng mit mir selbst“ oder „ich bin ein Perfektionist“ klingen abgedroschen. Außerdem ist es ratsam den/die GesprächsparterIn jederzeit direkt anzusprechen. Schauen Sie der Person in die Augen (aber starren Sie nicht) und reden Sie sie mit ihrem Namen an. Achten Sie vor allem auch auf Ihre Körpersprache, sitzen Sie aufrecht (und nicht „wie ein Schluck Wasser in der Kurve“), verkrampfen Sie sich nicht. Bei persönlichen Gesprächen (im COVID-19 Kontext eher selten) sollten Sie bei der Begrüßung auch auf einen angemessenen Händedruck und Blickkontakt achten (wobei Händeschütteln zurzeit weitgehend vermieden wird und daher meistens ausfällt). 

Ein wichtiger Aspekt ist die richtige Kleidung. Auch ein Gespräch für eine Stelle im Handwerk erfordert eine dementsprechende Kleidung. Ein Anzug ist hier meisten fehl am Platz. Die Wahl der Kleidung ist vor allem dann wichtig, wenn praktische Vorführungen der eigenen Handwerklichen Fähigkeiten Teil des Gesprächs sind. Sie sollten sich vor allem immer wohl darin fühlen und nicht das Gefühl haben „verkleidet“ zu sein. Auch bei Online Bewerbungsgesprächen sollte man sich ordentlich anziehen, wer im „Schlafanzug“ vor der Kamera sitzt hat eher geringe Chancen auf eine Anstellung. Ziehen Sie sich in jedem Fall ordentlich und sauber an, auch wenn bestimmte Flecken selbstverständlich schwer bis gar nicht aus dem Blaumann verschwinden.

Mögliche Lücken im Lebenslauf sollten Sie in jedem Fall begründen können, seien Sie auch hier ehrlich. Ein offener Umgang mit Zeitabschnitten in denen Sie sich persönlichen/familiären Dingen widmeten, kann häufig ein großes Plus sein. Auch Arbeitslosigkeit sollte nicht verschwiegen werden, kann aber als berufliche Orientierungsphase beschrieben werden. Seien Sie in der Lage auf jedes in Ihrem Lebenslauf gelistetes Ereignis antworten zu können und gehen Sie darauf ein, wenn danach gefragt wird. Lügen sind ein Tabu und werden meistens sofort entlarvt!

Bei Fragen zu den Gehaltsvorstellungen sollten Sie einerseits von ihrem vorherigen Gehalt ausgehen, sich andererseits im Internet über Gehälter der Branche und den Mehrwert Ihrer Erfahrung informieren. Begründen Sie Ihre Vorstellungen durch Ihre Fähigkeiten, Erfahrungen und Ihr Können. Noch einmal: fundiert ausgebildete Fachkräfte sind ein wertvolles Gut in Deutschland. Gehen Sie bei der Begründung der vorgebrachten Gehaltsvorstellungen auch auf die eben genannten Faktoren ein. 

Ganz wichtig ist es auch auf die Schlussfrage „haben Sie noch Frage?!“ zu antworten. Wer schlicht mit „Nein“ antwortet beweist Desinteresse oder eine schlechte Vorbereitung. Stellen Sie am besten Fragen zum Betrieb oder zur Stelle, welche sie mit der im Vorweg gefundenen Information verbinden können. Selbst wenn Sie meinen sich schon ausreichend über den Betrieb und dessen Abläufe informiert zu haben, sollten Sie dies in der Abschlussfrage zur Geltung bringen. Achten Sie allerdings darauf, nicht unaufgefordert nach Dingen wie Urlaub, Gehaltserhöhungen und Altersvorsorge zu fragen. Dafür wird es nach der BewerberInnen Wahl noch Zeit geben. Stattdessen erkundigen Sie sich nach eventuellen Mitarbeitern und handwerkspezifischen Arbeitsabläufen. 

Wie beschrieben ist es wichtig, offen und ehrlich aufzutreten, lassen Sie ihre Gegenüber wissen, dass Sie Interesse an der Stelle haben, die benötigten Qualitäten aufweisen und überzeugen Sie diese von Ihren Fähigkeiten. Letztendlich müssen Sie sich auch gegen andere Bewerber durchsetzen. Verkaufen Sie sich dennoch nicht unter Wert, Qualifizierung und Erfahrung sind häufig ausschlaggebend. 

Wir hoffen mit diesem Artikel etwas Klarheit für Ihr nächstes Bewerbungsgespräch geschaffen zu haben, viel Glück!


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