Schlagen Putz-Plattformen neue Wege ein?
Mit „Book A Tiger“ hat kürzlich einer der großen Putzdienst-Vermittler entschieden, entgegen seiner bisherigen Strategie hunderte Reinigungskräfte fest einzustellen. Bislang hatte das Berliner Start-Up, genau wie deren Mitstreiter Helpling, CleanAgents & Co., größtenteils auf freie Mitarbeiter gesetzt.
Die Geschäftsmodelle der Plattformen, die in den letzten Jahren immer stärker auf den Markt gedrängt sind, ähneln sich im Großen und Ganzen: Der Kunde bucht bequem und innerhalb weniger Minuten online eine Reinigungskraft. Voraussetzung, um als Putzkraft vermittelt zu werden, ist hierbei in der Regel die Vorlage eines Gewerbescheins. Sprich, die Portale vermitteln fast ausschließlich selbstständig arbeitende Reinigungskräfte.
Aufgrund der Kleinunternehmer-Regelung kann der Putzdienst-Vermittler so nicht nur die Mehrwertsteuer einsparen. Zudem müssen sich die Reinigungskräfte selbst versichern und haben keinerlei Anspruch auf Urlaub. Hierdurch können die Portale ihre Dienste zu extrem günstigen Preisen anbieten, was viele Mitbewerber der Branche verärgert und Kritik hervorruft.
Aber auch Gewerkschaften kritisieren das Modell mit den "Solo-Selbstständigen". Es werde ein Bogen um Tarifverträge und Mindestlohn gemacht, heißt es. Die Gebäudereiniger-Innung spricht gar von "moderner Tagelöhnerei". Die Plattformen selber distanzieren sich von diesen Vorwürfen: Sie seien lediglich Vermittler zwischen Kunde und Dienstleister, betonen sie.
Diesen Weg hat nun mit "Book A Tiger" also eine der großen Putz-Plattformen verlassen. Inwieweit die Kritik aus der Branche dazu beigetragen hat, bleibt offen. Das Berliner Start-Up selbst hat mehrmals versichert, sich vielmehr zu diesem Schritt entschieden zu haben, weil man mit festen Mitarbeitern schlichtweg einen besseren Service anbieten könne.
Spannender ist ohnehin, ob sich durch den Umschwung von "Book A Tiger" etwas im Segment der Putzdienst-Vermittler ändert. Werden andere Portale nachziehen? Während manch ein Beobachter den Kurswechsel schon als kleine Revolution feiert, bleiben andere skeptisch. So oder so bleibt jedenfalls Bewegung in der Branche des Gebäudereiniger-Handwerks.